Schweigend fließt das silberne Mondlicht - eine Waldlandschaft mit Fichten

 

Alter:
Höhe:
Herkunft:
gestaltet seit:

 

ca. 3 - 10 Jahre
30 - 85 cm
Baumschulpflanzen
Winter 2004

 

Die Idee, einen Wald zu gestalten, hatte ich bereits vor einiger Zeit. Ich besorgte mir eine genügend große Waldschale und machte mich auf die Suche nach geeigneten Pflanzen. Ursprünglich wollte ich mit einigen Dreispitzahornen einen Laubwald gestalten, fand allerdings nicht genügend geeignete Bäume. Ich verfügte lediglich über einen etwa zwölf Jahre alten Hauptbaum und einige zweijährige Sämlinge. Mit diesem Material war ich nicht in der Lage, einen Wald zu gestalten, der meinen Vorstellungen entsprochen hätte.

Ich studierte einige Zeit das Angebot von Baumschulen, fand dort aber meist Buchen oder Hainbuchen, die meinen Vorstellungen ebenfalls nicht entsprachen. Allerdings fand ich auch preisgünstige Nadelbäume, meist Scheinzypressen oder Fichten. Ich begann, über die Gestaltung eines Nadelwaldes nachzudenken. Dabei schwebte mir ein heiterer Wald vor, der durch hohe, schlanke Bäume mit lichten Kronen geprägt wird. Diese Art von Wäldern hatte mich bereits als Kind angezogen und ich hatte mich sehr wohl darin gefühlt. Später, bei einigen Wanderungen oder Reisen traf ich diese Art von Wald in den Kiefernwäldern Mecklenburgs wieder. Jetzt faszinierte mich die heitere, lichte Stimmung dieser Wälder.

Nachdem ich bei einer Baumschule einige Fichten erworben hatte, beschloss ich, die Waldschale für einen Nadelwald zu verwenden, den ich nach dem Vorbild dieser lichten Kiefernwälder gestalten wollte. Allerdings waren die Baumschulpflanzen recht gleichmäßig, es fehlte ein offensichtlicher Akzent in der Pflanzung. Ich suchte also nach einem Hauptbaum und fand ihn in einem Gartencenter. Nach Weihnachten kann man dort oft günstig in Töpfen herangezogene Zuckerhutfichten bekommen, die anscheinend gern als Weihnachtsbäume gekauft werden. So eine Fichte kaufte ich als Hauptbaum. Sie war einige Jahre älter und hatte einen wesentlich dickeren Stamm als die Baumschulpflanzen, so daß sie einen guten Akzent setzen konnte.

Nachdem ich die Bäume zuhause hatte, ließ mein Eifer allerdings ein wenig nach. Ich hatte den Wald zwar inzwischen grob entworfen und hatte ein Bild vor Augen, aber ich scheute mich, mit der Arbeit zu beginnen. Zuerst musste der Hauptbaum ausgelichtet, dann die restlichen Bäume vorbereitet werden. In mir baute sich eine innere Spannung auf, weil ich einerseits im Kopf bereits den Wald in allen Details vor mir sah, auf der anderen Seite aber keine Lust hatte, tatsächlich mit der Arbeit zu beginnen. Ich hatte einen Punkt erreicht, an dem ich unzufrieden wurde und mir die Umsetzung meiner Idee fragwürdig erschien. Konnte ich die Pflanzen überhaupt so sicher in der flachen Schale verankern, wie es nötig war? Und musste ich nicht überhaupt den Wurzelballen des Hauptbaumes viel zu stark reduzieren, damit er in der flachen Schale Platz fand? Ich beschloss, die ganze Sache um ein Jahr zu verschieben und vorerst die Pflanzen nur auf ihr Dasein in einer Waldpflanzung vorzubereiten. Nach einigen Tagen spürte ich allerdings eine starke Zunahme von innerer Anspannung und ich ging an einem Morgen in die Werkstatt, um mir die Pflanzen anzuschauen.

Dabei kam mir eine Idee für die Befestigung der Bäume in der Schale: ich könnte ja aus Holzstäbchen und Bast ein Gitter knoten, das ich unten in der Schale verankerte, um an dem Gitter wiederum einige Drahtschlaufen zu befestigen, mit deren Hilfe ich die Wurzeln der Pflanzen fixieren könnte. Das probierte ich aus und damit war der Anfang gemacht.

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Nun erschien mir das weitere Vorgehen klar, und als dieSchale vorbereitet war, bekam ich große Lust, weiterzumachen und meine Idee auch auszuprobieren. Ich bereitete also den Hauptbaum vor, was etwa eine Stunde Arbeit kostete. Dann entschloss ich mich, den Wurzelballen auszukämmen und schnitt etwa die Hälfte des Ballens weg. Da der Ballen gut durchwurzelt war und ich auch die Krone stark beschnitten hatte, erschien mir dieses für eine Fichte recht drastische Vorgehen möglich. Danach platzierte ich den Hauptbaum in der Schale und verankerte ihn mit Hilfe von Holzstöckchen. Diese trieb ich vorsichtig durch den verbliebenen Wurzelballen und verankerte sie anschließend mit Hilfe einiger Drahtschlaufen.

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Ich prüfte die Position, korrigierte sie und pflanzte den Hauptbaum der zweiten Gruppe und den Springer zum Hauptbaum.

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Danach widmete ich mich der Gestaltung der linken Gruppe.

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Nach dem Beenden der linken Gruppe war ich bereits sehr zufrieden. Der Weg durch den Wald zeichnete sich ab und ich konnte mir bereits ein wenig vorstellen, in diesem Wald zu wandern.

Dann begann ich mit der Gestaltung der rechten Seite des Waldes.

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Von Anfang an stellte ich mir einen Wald vor, der aus zwei Hauptgruppen besteht, so daß ich von vorn in einen Waldweg schaue. Für die Realisierung dieser Illusion ist der kleine Baum am linken hinteren Rand der rechten Hauptgruppe extrem wichtig. Ohne ihn würde keine perspektivische Wirkung erkennbar sein und nicht der Eindruck  entstehen, daß der Weg hinter der Schale weiterführt.

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Momentan entsprechen die Kronen der Bäume noch nicht meinen Vorstellungen. Die Äste der meisten Bäume setzen noch zu weit unten an, um die von mir beabsichtigte Stimmung eines heiteren und lichten Kiefernwaldes zu erzeugen. Außerdem müssen die oberen Äste jedes einzelnen Baumes noch zu leichten und graziösen Kronen geformt werden. Vorbilder in der Natur weisen im Kronenbereich meist nur drei bis vier charakteristische Äste auf, die im oberen Drittel des Stammes platziert sind. Um dies zu erreichen, wird allerdings innerhalb der nächsten Jahre geduldige Feinarbeit zu leisten sein.

Im Moment ist mir wichtig, daß die Bäume anwachsen und sich gut entwickeln. Deshalb habe ich wesentlich mehr Äste im unteren Bereich der Bäume belassen, als zur weiteren Gestaltung erforderlich sind - ich wollte die Pflanzen durch einen zu starken Schnitt nicht unnötig schwächen. Da es sich um vitale Jungpflanzen handelt, werden sie hoffentlich die für Nadelgehölze drastischen Eingriffe im Wurzel- und Kronenbereich überstehen. Im nächsten Winter werde ich mit der Formung der Kronen beginnen und in einigen Jahren wird der Wald die beabsichtigte Stimmung  ausstrahlen. Dann können Sie sich vorstellen, in einer kalten, klaren Winternacht dem Weg durch einen lichten Wald zu folgen und das weiße Mondlicht fließen zu sehen...

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August 2005:

Einige Bäume sind abgestorben, ich werde versuchen, die toten Bäume in die Gestaltung zu integrieren. Im Mai habe ich den Wald mit Moos abgedeckt, um ein zu schnelles Austrocknen zu verhindern. Danach war die Entwicklung zufriedenstellend, so daß ich im Winter mit dem Aufbau der Aststruktur beginnen kann.

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