Einfachheit

 

Einfachheit - das Gegenstück zum Komplizierten, Überladenen - ist etwas, daß ich eher fühle als es zu sehen und beschreiben zu können. Es ist wie ein Zurückkommen zu mir selbst, wie ein freudiges Nach-Hause-kommen und wie ein Eintauchen in eine große Leere, eine Stille, in der ich mich selbst finde.

Einfache Sachen strahlen Ehrlichkeit, Geradheit aus, ihnen fehlt das Überladene, das nur vom Wesentlichen, vom Kern der Sache ablenkt. Sie sind schlicht und schön, und ein Zusammenkommen mit ihnen entspannt. Ich finde es sehr angenehm, einfache Sachen zu betrachten, anzufassen, zu fühlen und zu schmecken.

Oft bin ich nicht in der Lage, diese Einfachheit zu spüren. Statt eines klaren, ehrlichen Wortes wähle ich umständliche Erklärungen, um nur keinem zu nahe zu treten, keinen zu verletzen. Um mich nicht entscheiden zu müssen. Dafür zahle ich dann meist einen hohen Preis. Ist das Einfache erst einmal verschwunden, scheint eine Sache immer komplizierter zu werden, ergeben sich immer mehr "Randbedingungen" und "Sachzwänge", denen ich mich aussetzen muß, auf die ich Rücksicht nehmen muß. Immer öfter tue ich dann Sachen, die ich eigentlich gar nicht möchte. Aber da sind ja die Sachzwänge, denen ich mich nun einmal beugen muß...

Muß ich mich wirklich beugen? Oder ist nicht gerade dieses Beugen ein Ausweichen vor mir selbst, eine nur immer wiederkehrende Verzögerung der Entscheidung, um die ich mich irgendwann einmal gedrückt habe und die ich auch jetzt nicht treffen will?

Es kostet viel Kraft, zum Einfachen zurückzukehren. Diese Rückkehr ist sehr unbequem und verletzt meinen Stolz und meine Eitelkeit. Aber es ist ein wunderbares Gefühl, wieder dort hinzukommen, wo etwas einfach ist, wo nicht viele Worte sind, sondern Fühlen und Verstehen.

 

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